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Etappe 46

Bayonne – San Sebastian ca. 65 km

Faszination Berge!

In der Nacht hat es nur ein wenig geregnet und der Morgen ist trocken. Darüber sind wir sehr froh! 2 Kaffee, ein kleines Frühstück und los geht’s. Irgendwie haben wir uns auf ca. 10 Uhr eingegrooved. Es sind nur noch 30 km bis zur spanischen Grenze, die uns wie eine Eeewigkeit vorkommen, da es nur durch Stadtgebiete geht und wir uns immer wieder verfahren. Dieses Mal sind wir ohne Tante Google komplett aufgeschmissen. An einer schönen Abfahrt in der Stadt müssen wir unbedingt anhalten, da wir von hier aus die Spitzen der Pyrenäen sehen können. Ein unglaublicher Anblick. Wir sind ganz gerührt und ehrfürchtig.

Irgendwann sind wir endlich wieder an der Küste und der Weg ist selbsterklärend. Haha – denkste! Nachdem wir schnaufenderweise in Saint-Jean-de-Luz eine sehr steile Straße hoch fahren, immer den Vélodyssée-Schildern folgen, es irgendwann wieder schön bergab geht und wir unten angekommen sind, stellen wir plötzlich fest: Moment mal, hier waren wir doch vorhin schon! Och, nööööö….. Also, den ganzen Berg nochmal wieder hoch. Vor lauter Aufregung habe ich dann sogar den Übergang zu den 3000 km auf meinem Tacho verpasst.

Am frühen Nachmittag sind wir endlich kurz vor der Brücke nach Irún, die auch gleichzeitig der Grenzübergang ist. Es gibt von einem Steg, der uns über das Wasser führt, einen Aufzug hoch zur Brücke. Dieser funktioniert aber leider nicht. 2 Spanierinnen bombardieren uns mit Worten und helfen uns, den richtigen Weg zu finden. Sie sind ganz erstaunt über unser Reiseprojekt. Der Übergang nach Spanien ist genauso unspektakulär wie die anderen Übergänge. Gut so. In Irún suchen wir zunächst die Herberge, von der aus ich vor 2 Jahren gestartet bin, um einen Orientierungspunkt zu haben. Nach mehrfacher Verfahrerei stehen wir endlich vor der verschlossenen Herberge. Sie ist scheinbar schon das ganze Jahr geschlossen. Ich werde etwas traurig, denn es wirkt alles so ausgestorben. Der Himmel hängt voller Wolken, es ist inzwischen schon 16 Uhr und wir möchten heute noch San Sebastian erreichen. Wir überlegen, welchen Weg wir nun nehmen. Aufgrund der Wetterlage und der Uhrzeit entscheiden wir uns für den im Reiseführer für Radfahrer empfohlenen Weg an der Straße entlang und nicht über den Bergkamm. Josi übernimmt die Navigation und ich fahre geknickt hinterher. Ich muss immer wieder nach rechts zu den Bergen gucken und erinnere mich, wie ich dort oben 2019 entlang gewandert bin. Es fühlt sich irgendwie falsch an, jetzt diesen anderen Weg zu nehmen und den Camino aus einer anderen Perspektive zu sehen. Zu allem Übel fängt es auch noch an zu regnen. Und es geht auch wieder direkt an größeren Straßen entlang. Der laute Verkehr stresst uns. Das hatten wir uns heute aber ganz anders vorgestellt.

Nach einer Stunde kommt die Sonne wieder raus, Dunstwolken steigen aus den Wäldern an den Berghängen auf und unsere Laune steigt wieder. In San Sebastian werden wir total euphorisch von einer jungen Frau an der Ampel angesprochen, dass unsere Fahrräder so amazing aussehen würden und wo wir her kämen und wo wir hinfahren. Wir erzählen und sie ist völlig aus dem Häuschen. Schön!

Die Herberge finde ich sogar noch wieder und wir werden mit ca. 10 weiteren Pilgern dort aufgenommen. Die Suche des Abendessens gestaltet sich wiederum schwierig, da viele Restaurants entweder geschlossen haben oder gerade schließen, als wir kommen. Es ist nass und kalt und wir irren frierend und hungrig durch die Stadt. Es kommt uns vor, als wäre hier schon der Herbst- und Winterschlaf eingeläutet worden. Naja, passt ja zum Gesamtbild des Tages. Um 20:30 Uhr finden wir endlich ein passendes Lokal für uns.

So, morgen geht’s aber wirklich auf den richtigen Camino!

Erkenntnis des Tages: Kuddelmuddel und Perspektivwechsel gehören auch dazu.

Geschlossenene Herberge in Irún
Die Pyrenäen am Horizont
Grenzübergang nach Spanien
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